Wespennester

 

Verkannte Nutzinsekten

Wohl kaum eine Tiergruppe ruft so heftige Reaktionen hervor wie Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen. Viele Menschen, die diesen Tieren im Garten oder am Balkon einen Platz eingeräumt haben, stellen überrascht fest, dass die düsteren Prophezeiungen von Nachbarn oder Bekannten gar nicht eintreten. Es ist ein gutes Gefühl, einen Sommer lang einer Bienenfamilie oder einem ganzen Hummel- oder Hornissenvolk das Überleben ermöglicht zu haben. Manch einer hofft auch, dass "seine" Hummeln oder Bienen im nächsten Jahr wiederkommen. Und auch mit Hornissen- oder Wespenvölkern kann man im Garten friedlich zusammenleben.

 

Hornissen - die Falken unter den Insekten

Ein großes Hornissenvolk entwickelt auch großen Appetit. Bis zu 500 Gramm (meist schädlicher) Insekten, die in schnellem Flug erjagt werden, kann ein Volk pro Tag verzehren. Hornissen haben daher eine große Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht. Die Anwesenheit von Hornissen sorgt oft schon dafür, Völker der "lästigen Arten" im Zaum zu halten. Hornissen fressen am liebsten Wespen, nehmen aber nicht ihren unerwünschten Platz am Kaffeetisch ein. Lediglich in der Dunkelheit werden sie im Sommer manchmal zu unerwünschten Partygästen: einmal in den Bann der Beleuchtung geraten, umfliegen sie diese manchmal so lange, bis sie zu zu Boden gehen.

Hornissen stehen unter Naturschutz und dürfen nur von speziell ausgebildeten Fachleuten, die eine Genehmigung dafür haben, bekämpft oder umgesiedelt werden. Lediglich, wenn sie sich in einem Vogelnistkasten angesiedelt haben, der an einem sehr ungünstigen Platz hängt, kann man versuchen, diesen an einem kühlen Tag oder in der Nacht vorsichtig umzuhängen. Dann sind die meisten Tiere zu Hause, um die Brut zu wärmen. Bei schwülem Wetter sind dagegen auch die friedlichsten Hornissen "schlecht gelaunt". Gehen Sie dabei ganz ruhig vor, auch wenn es schwer fällt und Sie von einigen Brummern umschwirrt werden. Gerade gut entwickelte Völker, denen es schon zu eng wird, sind emfpindlich und man ist doch manchmal überrascht, wie viele Hornissen in so einem Nistkasten Platz finden können. Deshalb ist es sinnvoll, für Stichschutz zu sorgen: tragen Sie helle, glatte, langärmelige Kleidung, Handschuhe, Kopfbedeckung, Schleier. Kleben Sie das Flugloch des Nistkastens vorübergehend zu. Stülpen Sie dann sicherheitshalber noch eine große Plastiktüte um den Nistkasten, verschnüren Sie sie gut und bringen Sie den Nistkasten an einen neuen Ort, der mind. 2-3 km entfernt liegt und an dem die Tiere niemanden stören. Häufig wird es den Hornissen allerdings sowieso schnell zu eng und sie suchen sich im Juli selbst einen neuen Nistort.

Allgemein gillt, je größer, desto unaggressiver. Hornissen zum Beispiel, für viele Menschen immer noch schwarz-gelbe Schreckgespenster, sind eigentlich ganz friedlich. Das Vorurteil, dass 3 Stiche einen Menschen töten, ist längst widerlegt. Ein gesunder Mensch müsste einige hundert Stiche erleiden, bevor die Giftwirkung tödliche Folgen hätte - es sei denn, er hat eine entsprechende Allergie.

 

Konflikte mit Wespen- und Hornissennestern

Es gibt eine ganze Reihe Wespenarten und die meisten behelligen den Menschen überhaupt nicht. Nur zwei Arten können lästig werden: die Deutsche Wespe, Paravespula germanica, und die Gemeine Wespe, P. vulgaris, die in der Regel hinter Verschalungen oder anderen Verstecken nisten. Und auch diese Wespen fliegen gerne unbehelligt ihrer Wege, so lange ihnen niemand zu nahe kommt. Meist ist ein friedliches Nebeneinander von Menschen und Wespen möglich. Nur wer Allergiker ist oder panisch reagiert, sollte evtl. den Kammerjäger rufen.

Lebensdauer

Oft fällt ein Wespenvolk erst im August richtig auf. Dann ist der Spuk aber auch schon bald wieder vorbei. Mit Ausnahme der überwinternden Jungköniginnen, die sich vor dem Winter ein geschütztes Quartier suchen, sterben die Arbeiterinnen zusammen mit der alten Königin ab. Die im Zusammenleben eher unproblematischen freinistenden Arten, deren graue, konisch geformten Nester im Dachboden, Schuppen, unter Vorsprüngen o.ä. hängen, sterben meist schon im August/September ab. Die Hornisse überdauert bis in den Oktober. Nur die Deutsche und Gemeine Wespe, die gerne in Verschalungen am Haus nisten, wo es warm und trocken ist, leben etwas länger. Aber auch sie sterben üblicherweise spätestens im November ab. Ich hatte allerdings im Herbst 2003 ein Wespennest, dessen Bewohner an solch einem geschützten Platz während des milden Winters bis in den Januar hinein flogen. Verirrte sich mal eine Wespe, von der Wärme angelockt, in den Wohnraum, warf ich einfach ein Tuch darüber und beförderte sie vorsichtig in die Freiheit.

Vorbeugung ...

Hornissen leiden in unserer ausgeräumten Landschaft oft unter Wohnungsnot. Beugen Sie Nestern an ungeeigneten Orten vor, indem Sie für diese nützlichen Insekten einen ausreichend großen Nistkasten an einer Stelle aufhängen, wo sie nicht stören.

Untersuchen Sie Balkone und Erker, wo die Insekten stören könnten, rechtzeitig auf Hohlräume und verschließen oder verfüllen Sie diese noch vor dem Frühling, um die Wespen gar nicht erst einziehen zu lassen. Sie dürfen aber nicht einfach bereits vorhandene Wespennester einschließen. Unter Umständen nagen sich die nach dem Ausgang suchenden Tiere durch Dachpappe, gewebeverstärkte Folie, Isolierungen, Rigips und andere Baustoffe bis ins Zimmer. Und am verschlossenen Einflugloch werden sie ggf. Tage lang mit wütenden Wespen konfrontiert sein!

Achten Sie im April/Mai auf die kleinen Primärnester der Wespenköniginnen (graue, papierartige Kugeln). Befindet sich das Primärnest an einer sehr ungünstigen Stelle, können Sie die Nestgründung nur dann sicher unterbinden, wenn Sie das Primärnest restlos (!) entfernen und die Anhaftstelle gut mit einem stark duftenden Spülmittel reinigen. Die Königin baut in der Regel nicht wieder an der gleichen Stelle. An Stellen, wo die Wespen kaum stören, sollten Sie sie dagegen tolerieren, denn diese freinistenden Wespenarten sind im Zusammenleben eher unproblematisch. Außerdem sind Wespen und Hornissen sehr nützlich und tragen damit zu einem natürlichen Gleichgewicht bei.

... und Abhilfe

 

Haben sich Wespen im Rolladenkasten angesiedelt und kommen durch Ritzen auch in den Wohnraum, sollte man diese Öffnung verschließen. Evtl. hilft auch das Abspannen des Rolladenkastens mit Fliegengaze von innen. Auch um wespenfreies Lüften zu ermöglichen, sollte man das Fenster mit Fliegengaze abspannen. Das ist auch eine Hilfe bei den quasi "nachtaktiven" Hornissen, die durch das Licht angelockt, abends manchmal ins Zimmer kommen und in dieser "Lichtfalle" nicht mehr den Weg nach draußen finden. Da hilft nur: Fenster ganz auf, Licht drinnen aus und wenn möglich Licht draußen anschalten. Oder ein Glas über den Irrläufer stülpen, mit einem untergeschobenen Papier abdeckeln und ihn draußen, etwas entfernt von Tür und Fenster wieder in die Freiheit entlassen.

Wespenvölker sterben nach einer Saison ab. Überlegen Sie daher, ob Sie sich nicht für einen Sommer auch mit einem an wenig geeigneter Stelle entstandenen Nest arrangieren können. Einfluglöcher können dann im Winter verschlossen werden. Nur wenn es gar nicht anders geht, sollten Sie den "Schädlingsbekämpfer" zur Hilfe holen. Sie nehmen dann allerdings in Kauf, dass auf Ihrem Grundstück bzw. am Haus zum Teil bedenkliche Gifte zum Einsatz kommen. Erstaunlicherweise tolerieren viele Menschen eher den Einsatz tatsächlich toxischer Substanzen in ihrem Wohnbereich als die Anwesenheit eines Wespennestes, vor dem man sich - im Gegensatz zu Pyrethroiden - relativ einfach schützen kann. Bestehen Sie im Interesse Ihrer eigenen Gesundheit auf nicht-gasenden Verfahren. Jeder Schädlingsbekämpfer, der z.B. im Rolladenkasten Gifte unter Hochdruck einbläst, vernebelt auch Ihre Atemluft. Besser sind Schaum und Fraßgifte. Meist ist es sinnvoller, bis zum natürlichen Absterben des Volkes im Herbst zu warten, als eine kostenpflichtige Vernichtung oder Umsiedlung durch Bekämpfungsfirmen oder die Feuerwehr durchführen zu lassen.

 

Tipps für ein friedliches Zusammenleben
mit Insektenvölkern

Auch wenn Kinder und Haustiere in der Nähe sind, kann man mit Wespen und Hornissen leben - es empfiehlt sich nur eine Absperrung eines Areals um das Nest, um Konflikte zu vermeiden. Schützen Sie Wespenvölker und Menschen, indem Sie vorhandene Nester durch Schilder und Absperrband markieren. Bei Hornissen, Wespen und Hummeln empfiehlt sich ein Radius von 2-6 Metern. Halten Sie Kleinkinder mit einem Zaun vom Nestbereich fern und stellen Sie evtl. eine Spanplatte auf, um die Flugbahn etwas zu verändern.

Verweilen Sie nicht unter einem Nest oder in dessen unmittelbarer Nähe, da die Atemluft wahrgenommen wird. Pusten Sie schon gar nicht hinein. Die CO2-haltige Atemluft provoziert die Wespen.

Halten Sie die Anflugzonen frei und verstellen Sie sie nicht über längere Zeit. Begehen Sie den Nestbereich von 1,5 bis 3 m nur wenig und wenn, dann zügig, da die Tiere diese Einflugschneise besonders rege nutzen und beobachten. Wenn man diesen Bereich kreuzt, kann es schon mal vorkommen, dass eine der Wächterinnen auffliegt und in einer Schleife wieder zum Nest zurückkehrt. Dabei kann es auch schon mal vorkommen, dass sie Menschen recht nah umkreist. Dieses Verhalten ist normal und kein Zeichen gesteigerter Aggressivität. Zieht man sich langsam zurück, so verfolgen die Tiere einen nicht.

Vermeiden Sie im Nestbereich schnelle Bewegungen, verscheuchen Sie die Tiere nicht schlagend.

Erschüttern Sie das Nest nicht, denn dann werden die Tiere unruhig und stechbereit. Auch Arbeiten mit dem Rasenmäher im unmittelbaren Nestbereich kann die Tiere beunruhigen.

Berühren Sie das Nest nicht, stochern Sie nicht mit Gegenständen daran herum.

Bespritzen Sie die Nester nicht mit Wasser und sprühen Sie sie keinesfalls mit Insektiziden ein, das kann zu heftigen Attacken führen.

Muss man sich längere Zeit in der Nähe eines Wespennestes aufhalten, so empfiehlt sich eine Kopfbedeckung. Wenn die Insekten versehentlich in die Haare geraten und sich verfangen, stechen sie leicht zu. Lässt sich eine Wespe dagegen auf der Hand nieder, ist das kein Grund zur Panik. Sie ist nur neugierig und fliegt bald weiter.

Hornissen fliegen auch nachts und geraten dann durch offene Fenster in beleuchtete Wohnräume. Dichten Sie Ihre Fenster mit Fliegengaze ab.

Im Monat September ist "am meisten los". Die Königin ist oft bereits Ende August gestorben und die Hornissenarbeiterinnen sind zur Untätigkeit verdammt, da es kaum noch Brut zu versorgen gibt. Dadurch sind sie besonders verteidigungsbereit. Sich in dieser Zeit in unmittelbarer Nähe von Hornissennestern aufzuhalten ist Hausfriedensbruch! Das Nest sollte nicht erschüttert werden, noch sollte man innerhalb von ca. 2 m größere Aktivitäten entfalten.

Wer gestochen worden ist, sollte sich zügig entfernen, da beim Stich auch ein Warnstoff ausgeschieden wird, der die anderen Wespen alarmiert.

Sie möchten noch mehr wissen? Bei www.hymenoptera.de gibt es u.a. eine FAQ-Sammlung mit häufig gestellten Fragen zu den Themen Biologie, Lebensweise, Verhalten, Schutz, Ansiedlung, Pflege, Konflikte und Arterkennung. Man kann dort auch eigene Anfragen zu diesen Themenbereichen stellen und es werden viele Tipps bei Konflikten mit Wespenarten gegeben.

 

 

Kein Grund zur Panik! So gehen Sie mit Wespen richtig um.

Weitere Informationen bietet die Homepage: www.hornissenschutz.de