Die Biene

Eine fruchtbare Verbindung -
von der Bedeutung der Bienen für die Natur

 

Bereits vor 50 Millionen Jahren flogen staatenbildende Honigbienen durch die Wälder, Savannen und Steppen unseres Planeten. Lange bevor der moderne Mensch die Erde bevölkerte bestäubten die ersten Honigbienen die blütenbildenden Pflanzen.

Während der Evolution entwickelte sich zwischen blühenden Pflanzen und Honigbienen eine Zweckgemeinschaft, bei der sich beide Partner an den jeweils anderen angepasst haben. Die Form der Blüte entspricht der Körperform der Bienen in der Weise, dass die Übertragung von Pollen auf die Narbe zwangsweise beim Nektarsammeln erfolgt. Und damit die Bienen die richtigen Pflanzen besuchen, bildeten sich farbige Blüten und wohlriechende Blütendüfte aus.

Die Pflanzen spenden den Bienen Nahrung in Form von zuckerhaltigem Nektar und eiweißreichem Blütenstaub, den Pollen. Mit dem Pollen ernähren die Bienen als echte Vegetarier ihren Nachwuchs, während der Nektar v.a. energieliefernde Nahrung, "Flugbenzin", für die erwachsenen Bienen darstellt. Um Nektar und Pollen zu ihren Nestern transportieren zu können, entstanden bei den Bienen der Honigmagen zur Speicherung des Nektars und die Körbchen an den Hinterbeinen zur Aufnahme des Pollens.

Während die Bienen die wertvolle Fracht von den Blüten sammeln, werden sie durch die Staubbeutel der Blüten mit Blütenpollen, den männlichen Keimzellen der Pflanzen, bepudert. Fliegen Sie dann zur nächsten Blüte, um Nektar oder Pollen zu sammeln, so fällt etwas von dem Blütenstaub auf die Narbe der Blüte, die sie zu den weiblichen Keimzellen der Pflanzen leitet. So kommt es zu einer effektiven Befruchtung bzw. Bestäubung der Pflanzen. 

Im Laufe des Jahres reifen Früchte und Samen der Pflanzen. Diese werden vom Wind oder Tieren ausgesät. Die Früchte der Pflanzen dienen den Tieren als Nahrung. Da die Samen Magen und Darm der Tiere häufig unverändert passieren, können sie durch die Tiere weit von der Mutterpflanze verbracht werden.

Die Honigbienen ihrerseits entwickelten erstaunliche Fähigkeiten. Sie können die verschiedenen Blütenfarben, Formen und Gerüche unterscheiden. Im dunklen Bienennest (hohler Baum, Steinhöhle oder Bienenbeute) teilen sie ihren Schwestern durch besondere Tänze die Entfernung, Richtung, Art und Intensität der Nektar- oder Pollenquelle mit. Außerdem besucht eine einzelne Honigbiene immer nur Blüten einer einzigen Pflanzenart, so lange diese Pflanzenart blüht. Eine Honigbiene, die z.B. Kirschblüten besucht, wird nicht auf Birnenblüten wechseln. Diese Blütenstetigkeit bringt den Pflanzen die Gewissheit, dass jeder Bienenbesuch mit einer erfolgreichen Bestäubung endet.

Honigbienen und blütenbildende Pflanzen konnten sich zu beiderlei Nutzen optimal aneinander anpassen; sie bilden eine Lebensgemeinschaft. Von dieser Lebensgemeinschaft haben aber noch viele andere Lebewesen ihren Nutzen. Bienen stehen an der Basis der Nahrungspyramide. Sie sichern durch ihre Bestäubungstätigkeit die Nahrungsgrundlagen vieler Tiere, denn die Pflanzen selbst und ihre Früchte sind deren Nahrungsgrundlage. Diese Pflanzenfresser werden wiederum von den Fleischfressern gejagt und verzehrt. Die Pflanzen bieten den Tieren aber auch Versteck- und Nistmöglichkeiten. Die Honigbienen selbst sind Nahrungsgrundlage für viele Insektenfresser. In einem Bienenvolk schlüpfen im Mai/Juni täglich 2000-3000 Bienen, die nur wenige Wochen leben. Wenn sie nicht bereits von anderen Tieren (Mäuse, Igel, Frösche, Vögel, Spinnen, Insekten) gejagt und verspeist werden, so sterben sie nach 6-10 Wochen außerhalb der Bienenwohnung und werden dann von diesen Tieren verzehrt. Honigbienen sind also ein unverzichtbares Rädchen im großen Getriebe der Natur.

 

Warum wird gerade den Honigbienen dieser hohe Stellenwert zugeschrieben?

Die Bienen sind eine Insektenfamilie, die weltweit mit 12.000 verschiedenen Arten vertreten ist. Im Zusammenhang mit der Imkerei denken wir freilich nur an unsere Honigbienen (Apis mellifera). Sie ist eine der wenigen staatenbildenden Insekten und gerade wegen dieser Eigentümlichkeit für uns so nutzbringend. Durch das Überwintern als ganzes Volk (im Winter 5.000 bis 20.000 Einzeltiere), steht im zeitigen Frühjahr eine große Anzahl Bienen zur Bestäubung der Obstbäume, Beerensträucher und anderer Frühjahrsblüher zur Verfügung.

Doch was ist mit der Bedeutung ihrer nahen und weiten Verwandtschaft, z.B. den Hummeln und Wespen? Beide sind ebenfalls für den Naturhaushalt notwendig. Aber sie unterscheiden sich in zwei für die Bestäubung entscheidenen Eigenschaften von unseren Honigbienen. Nur die Honigbienen sind hundertprozentig blütenstet. Während bei Hummeln also nicht jeder Blütenbesuch zur Befruchtung führt, ist dies bei den Honigbienen stets der Fall. Im Gegensatz zu allen anderen staatenbildenden Insekten, bei denen nur die "Königin" als Stammmutter des künftigen Volkes den Winter übersteht, überwintert bei den Honigbienen das komplette Volk (20.000 Arbeitsbienen mit einer Königin) auf seinem gesamten Wabenbau mit ausreichenden Futtervorräten. Gerade im Frühjahr, zur Zeit des großen Blühens, sind vieltausendmal mehr Honigbienen als Hummeln und Wildbienen zur Stelle. Die wesentliche Befruchtungsarbeit wird also von den Honigbienen geleistet. Die anderen Insekten können die nötige Bestäubung der blütenbildenden Pflanzen im Frühjahr nicht leisten. Unsere Honigbienen bestäuben nicht nur die Wildpflanzen und erhalten uns damit unsere schöne artenreiche Heimat. Sie sind heute auch die wichtigsten Bestäuber für unser blütenbildenden Kulturpflanzen, also unserer eigenen Nahrungsgrundlagen. Viele Wild- und Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung durch Honigbienen angewiesen. Unsere Obstkulturen werden zu 80% von Honigbienen befruchtet. Ohne Bienenbeflug würde so manche auf Fremdbestäubung angwiesene Obstsorte keine schmackhaften Früchte tragen. Nur eine ausreichende Bestäubung sichert einen reichen Samen- und Fruchtansatz, steigert das Fruchtgewicht und den Fruchtgeschmack. Beim Raps beträgt der Mehrertrag an Samen bei Bienenflug 50-120 % mehr als bei alleiniger Windbestäubung. Der mittelbare Nutzen der Honigbienen für die deutsche Landwirtschaft wird mit etwa 1 Milliarde Euro angegeben. Dieser Nutzen der Bienen ist um ein Vielfaches höher als der, der dem Imker durch den Honigertrag erbracht wird.

 

Eine Landschaft ohne Bienen
ist eine Landschaft ohne Blumen.

 

Unsere Honigbienen  Unter den Honigbienen gibt es unterschiedliche Rassen. Ursprünglich ist Deutschland die Heimat der Dunklen Biene (siehe Bild), die jedoch durch Verdrängungszucht fast ganz ausgestorben ist. Daher wurde sie von der Gesellschaft zur Erhaltung alter Haustierrassen zum "Tier des Jahres" in 2004 gewählt. Sie unterteilt sich in verschiedene Ökotypen, die genetisch sehr unterschiedlich sind.
Die einzelnen Bienenrassen weisen jeweils spezifische Merkmale auf. Hierzlande hält die Mehrzahl der Imker, die Rasse "Carnica". Neben anderen günstigen Eigenschaften zeichnet sich diese Rasse durch großen Sammeleifer, Schwarmträgheit und besondere Sanftmut aus - sehr geschätzte Merkmale, sowohl für den Imker als auch für seine Nachbarn. Geübte Imker können mit diesen Bienen in der Regel ohne Schutzkleidung arbeiten.
Sammeleifer, großes Brutbild, Schwarmträgheit und Sanftmut wird auch mit der Rasse "Buckfast" verbunden, die vom englischen Bruder Adam im Kloster "Buckfast" gezüchtet wurde. Die Dunkle Biene scheint demgegenüber eher lebhafter zu sein, weist ein trachtabhängiges kleineres Brutbild auf, fliegt aber bereits bei niedrigeren Temperaturen als die anderen Bienenrassen. 

Im Bienenstock leben drei verschiedene Bienenwesen: eine Königin, im Sommer 40.000 bis 60.000 Arbeitsbienen und einige hundert Drohnen. Alle zusammen bilden den "Bien".

Die Königin , von den Imkern auch Weisel genannt, ist ein vollentwickeltes weibliches Tier und legt in den Sommermonaten täglich bis zu 2.000 Eier.

Die Drohnen sind männliche Tiere und haben einzig die Aufgabe, junge Königinnen zu begatten. Sie befinden sich nur im Sommer im Bienenvolk.

Die Arbeitsbienen sind nicht voll entwickelte, unbegattete weibliche Tiere. Sie verrichten alle anfallenden Arbeiten im Bienenvolk und sammeln Nektar, Pollen und auch Baumharze. 

Die Königin wird von Ammenbienen gepflegt und gefüttert, um sich der Eiablage uneingeschränkt widmen zu können. Sie wird max. 5 Jahre alt. Die Königin verlässt den Stock nur in ihren ersten Lebenswochen, um sich mit mehreren Drohnen im Flug zu paaren.

Die Drohnen werden im Stock nur für kurze Zeit im Sommer benötigt, um Jungköniginnen zu begatten. Die Drohnen werden während dieser Zeit von den Arbeitsbienen gepflegt und gefüttert; sie arbeiten nicht. Ein Humorist beschreibt sie wie folgt: Bienen, die ihr ganzes Leben an den vollen Waben kleben, die nicht werken, die sich schonen - diese Bienen - heißen Drohnen.

Die Masse der Bienen wird von zehntausenden Arbeitsbienen gebildet. Jede Arbeitsbiene wechselt während ihres kurzen Lebens (im Sommer nur 6 Wochen) oft den Beruf (siehe Grafik). Sie ist nacheinander Putzbiene, Fütterungsbiene, Ammenbiene, Baubiene, Wachbiene und schließlich für die letzten 20 Lebenstage Sammelbiene. Für ca. 100 g fertigen Honig muss eine Biene ungefähr 1 Million Blüten besuchen. Dabei trägt sie bei jedem Flug ein drittel ihres Körpergewichts an Nektar ein.

Allein könnte keines der drei Bienenwesen überleben. Sie alle brauchen die Gemeinschaft des Bienenstocks.