Varroa

Varroa

2.3 Entwicklung des Erregers

Bild Entwicklung

Abb. Entwicklungsstufen der Varrao-Milbe mit zeitlichem Ablauf der Bienenentwicklung

Die Blutaufnahme an erwachsenen Bienen scheint der Milbe erst den Anstoß zum Eindringen in die Brutzelle zu geben, so wie die Saugzeit an der Bienenbrut zur Ausreifung der Eierstöcke und Eier notwendig zu sein scheint. Da nach neueren Versuchen diese Wirkung offenbar nur an jüngst gedeckelter Brut (Streck- u. Spinnmaden) zu erzielen ist, steht man der früheren Annahme, dass dabei mit dem Blut der Wirtstiere aufgenommene Menge an Juvenilhormon (Entwicklungshormon) eine entscheidende Rolle spielen würde, wieder etwas skeptischer gegenüber, denn dieses Hormon nimmt erst später stärker zu. Dennoch mag dieser interessante Stoff an der Milbenentwicklung im Bienenvolk nicht ganz unbeteiligt zu sein. Darauf deuten Laborexperimente hin, bei denen mit Juvenilhormon bestrichene Bienenmaden besonders attraktiv für die Milben waren. Es gibt außerdem noch weitere Anzeichen dafür, wenn man sich die Verhaltensweisen der Milben anschaut. Zum Beispiel erzeugen Milbenweibchen nach einem Zwischenaufenthalt auf Winterbienen mit niedrigem Hormonspiegel weniger Nachkommen als Milben, die auf älteren Sommerbienen mit bedeutend höherer Hormonkonzentration schmarotzen konnten. Die von den Milben aufgesuchten verpuppungsreifen Drohnenmaden enthalten deutlich mehr Juvenilhormon als die entwicklungsgleichen, weniger begehrten Arbeiterinnenlarven. Bei ihrem ursprünglichen Wirt, der Apis cerana, deren Arbeiterinnenlarven einen besonders niedrigen Juvenilhormonspiegel aufweisen, vermehren sich die Milben ausschließlich auf Drohnenmaden. Zur Eiablage verlässt die Milbe das Wirtstier und dringt in eine Brutzelle ein, die kurz vor dem Verdeckeln steht. Hier schiebt sie sich zunächst zwischen Zellwand und Larve auf dem Zellboden, wo sie in dem hier oft noch vorhandenen kleinen Futtersaftrest ausharrt, bis dieser von der sich streckenden Made aufgezehrt wird. Dann lässt sie sich von der Made mit einspinnen und beginnt an ihr "Blut" zu saugen. Wenn es ihre erste Berührung mit Bienenbrut ist, dauert es zwei bis drei Tage, bis sie ihr erstes Ei an den Wirt oder an die Zellwand ablegt. In Abständen von etwas 30 Stunden kann sie weitere, bis zu einem halben Dutzend Eier legen. Das erste Ei scheint meistens unbefruchtet und männlich determiniert zu sein, während aus den nachfolgenden befruchteten Eiern weibliche Tiere hervorgehen. Die Entwicklung geht vom Ei zur Larve, welche noch im Ei verharrt, weiter über die beiden Nymphenstadien (Protonymphe und Deutonymphe) bis zur adulten (erwachsenen) Milbe, dauert beim Männchen etwas länger als beim Weibchen - zwischen 6 und 7 Tage. Die weichhäutigen, milchig-weißen bis gelblich-braunen Nymphen und die ausgefärbten (sklerotisierten) dunkelbraunen adulten Milbenweibchen ernähren sich wie die Mutter vom BLut ihres Wirtstieres. Die auch im adulten Zustand weiß-gelblichen Männchen sind nicht in der Lage Blut zu saugen, da ihre Mundwerkzeuge zur Spermienübertragung umgebildet sind. Die Paarung der Milbennachkommen findet in der Zelle statt. Wenn dort nur ein Muttertier eingedrungen war, so gibt es Geschwisterpaarungen. Man muss davon ausgehen, dass die Männchen mehrmals kopulationsfähig sind und sich wahrscheinlich auch mit der Mutter paaren, wodurch diese ihre Samenvorräte erneuert. In stark befallenen Bienenvölkern kommt es nicht selten vor, dass mehrere Varroa-Weibchen in die Zelle eindringen, so dass eine Inzucht vermieden wird. Während die Männchen zugrunde gehen, verlassen die Weibchen (Muttertier und Nachkommen) mit den ausschlüpfenden Bienen die Zellen. Sie wechseln auf andere Bienen über und begeben sich nach einigen Tagen erneut in verdecklungsreife Brutzellen. Die meisten Milbenweibchen legen nur einmal Eier, ein Teil geht aber auch ein zweites und drittes Mal zur Eiablage in die Zelle. Diese Tiere gehen nach Zwischenaufenthalt auf adulten Bienen sofort wieder zur Eiablage. Eine von Fall zu Fall unterschiedliche Anzahl an Weibchen bleibt infertil (unfruchtbar), vielleicht wegen eines zu kurzen "Reifungsfraßes" oder weil sie unzureichend begattet sind. Die Zahl infertiler Weibchen ist im Frühjahr besonders groß. Manche Milbenweibchen produzieren ausschließlich Männchen. Die Infertilität tritt auf Arbeiterinnenbrut häufiger als auf Drohnenbrut auf.